Als Mama achtsam mit der eigenen Wut umgehen – #FamilySpirit

Und da liegen sie – wieder einmal.

Die dreckigen, matschigen Gummistiefel mitten im – natürlich frisch gewischten – Flur. Die Trägerinnen sind bereits in ihre nächstes Spiel versunken und die Gummistiefel ein Relikt aus der längst vergessenen Vergangenheit.

Und da stehe ich – wieder einmal.

Ich betrachte die Gummistiefel und merke die herannahende WutWelle. Ich spüre, wie sie heran flutet, fühle die angespannten Kiefermuskel und die aufsteigende Wärme. Ich rufe mir in Erinnerung, dass sich Emotionen in unserem Körper nur etwas 90 Sekunden lang halten. Danach löst sich die physische Reaktion auf. AUßER unser Gehirn beginnt unsere Wut mit vergangenen Ereignissen zu verbinden. Dann verdichtet sich die Wut und bleibt.

Diese Verknüpfung will ich nicht mehr. Ich will mich achtsam mit meinen Gefühlen auseinandersetzen und nicht von unbewussten Vorgängen gesteuert werden. Ich will, dass unsere Zaubermädchen einen selbstbewussten und reflektierten Umgang mit ihrer Wut haben. (Darum habe ich mir mein WUT – Dreieck erfunden. Dazu ein andermal mehr).

Also beginne ich mit der 4 – 7 – 8 – Atmung. Ich habe es im Trockentraining getestet. 5 Mal muss ich 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden Luft anhalten und auf 8 Sekunden langsam und gleichmäßig ausatmen. Dann habe ich die herannahende, physiologische WutWelle gelassen gesurft und kann mich auf den nächsten Dreieckspunkt stellen – um was geht es mir wirklich? Ärgere ich mich tatsächlich wegen der Gummistiefel, oder geht es nicht in Wahrheit um etwas Grundlegenderes?

Ich mache mich in mir auf die Suche. Welches meiner wesentlichen Grundbedürfnisse ist gerade nicht erfüllt? Ich beobachte meine Gedanken – „Ständig lassen sie ihre Sachen liegen. Daran, dass ich sie wegräumen muss, denken sie gar nicht. Sie denken also gar nicht an mich. Ich bin selbstverständlich. Ebenso alles, was ich tue und sie sehen nicht, das ich mich auch mal einfach hinsetzen und nichts tun mag.“

Ups, und da wird mir bewusst, um welche Bedürfnisse es bei mir tatsächlich geht. Ich wünsche mir mehr Unterstützung und Entspannung. Bei dieser Erkenntnis seufze ich spontan und merke, wie etwas in mir ruhig wird, weil es sein darf. Plötzlich ist alles klar und ich weiß, was ich wirklich will. Das bewusst machen meines Bedürfnisses bringt mich in Kontakt mit meiner persönlichen Freiheit (Da mir klar ist, was ich brauche, kann ich auch dafür sorgen – ich komme aus der Ohnmacht in meine Macht). Aber vor allem eröffnet es mir alternative Wege. Wer kann mich wie bei den verschiedenen Aufgaben unterstützen/ wie kann ich für meine Entspannung sorgen vs. Gummistiefel wegräumen. Je länger ich darüber nachdenke und meinen Bedürfnissen Raum geben, desto verständlicher werden mir die Bedürfnisse unserer Zaubermädchen. Ich kann sehen, dass wir alle drei das gleiche Bedürfnis haben – nach entspannt sein. Kinder finden diese Entspanntheit im Spiel, Spaß, Freude und Lebendigkeit. Ich finde meine Entspannung in der Ruhe, Harmonie und Ästhetik. Wir benutzen unterschiedliche Strategien für ein und das selbe Ziel. Ich bin aus meiner Mitte gefallen, da ich nicht für meine Entspannung selbstverantwortlich gesorgt habe. Unsere Zaubermädchen schon und diesen Spiegel wollte ich nicht wahrhaben. Ich wollte nicht vor Augen geführt bekommen, dass ich mich selbst gerade nicht unterstütze und nicht für meine Entspannung selbst sorge.

Mit dieser Erkenntnis fällt es mir leicht, an die Kinderzimmertür zu klopfen, um das Thema Gummistiefel ähm Bedürfnis nach Entspannung anzusprechen.

Abends gibt es dann noch eine Familienkonferenz, bei der jeder seine Bedürfnisse und Wünsche in Bezug auf unseren Familienhaushalt äußert, und wir kommen drauf: Jeder kann und will etwas dazu beitragen, weil wir uns alle in unserem Daheim wohlfühlen wollen.

Es ist nicht immer leicht, aufrichtig gegenüber den eigenen Bedürfnissen zu sein oder den Mut zu haben, diese auch einem vielleicht unwilligen Gegenüber mitzuteilen und es verlangt uns viel ab, die eigenen Gefühle offen zulegen. Genau dies ist aber der Mechanismus, um Empathie zu erzeugen. Ich lasse den anderen sehen, was ich fühle und gebe ihm so die Möglichkeit, meine Gefühle zu berücksichtigen.

Jeder Mensch hat (die gleichen) Bedürfnisse – wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt.

Jeder Mensch hat ein Recht Bedürfnisse zu haben und diese bewertungsfrei äußern zu dürfen.

Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Ort. Dort treffen wir uns.

Rumi

Familie kann so ein Ort sein.

Welches Bedürfnis fällt Dir spontan? Wie erfüllst Du Dir Dein Bedürfnis?

Ich freue mich auf Deine Antworten und Gedanken zum Thema Wut und Bedürfnisse.

Herzensgrüße zu Dir!

Heike

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